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Die Geschichte des Gin

DIE GESCHICHTE DES GIN

Auch der Gin ist, wie einige andere Spirituosen, auf den Versuch zurückzuführen, ein medizinisches Produkt zu entwickeln. Das hier entstandene Destillat aus Getreidemalz, aromatisiert mit Wacholderbeeren und Gewürzen wie Koriander, Ingwer und Kardamom sollte Erkrankungen an Magen und Nieren lindern. Dies dokumentierte der damals in Leiden (Niederlande) praktizierende Arzt Franz de le Boe (Franciscus Sylvius) Mitte des 16. Jahrhunderts. Der Name der „Medizin“ wurde einfach aus der Hauptzutat, dem Wacholder, abgeleitet. Wacholder hieß und heißt in den Niederlanden „Jenever“, lateinisch „Juniperus“. Auch Belgien gehörte übrigens bis 1830 zu den Niederladen, es ist also kein Wunder, dass der Genever auch dort verbreitetes Nationalgetränk ist.

Das Magen-und-Nieren-Elixier „Genever“ erwies sich als durchschlagender Erfolg bei den Patienten. Ob Heilwirkung oder nicht: Die Nachfrage nach diesem heilenden Trank stieg stetig und es wurden umliegende Brennereien zur Produktion herangezogen, was die industrielle Produktion des Genever begründete. Die kleine Hafenstadt Schiedam mauserte sich zum Genever-Zentrum. Dort kann man auch heute noch das "Jenever Museum" finden.

DER GENEVER WANDERT AUS

Holland, als fleißige Handelsnation, verbreitete den Genever weiter in Europa. Im Holländisch-Spanischen Krieg von 1568 bis 1648 auch unter den mitkämpfenden englischen Soldaten, die den Wacholderschnaps wiederum mit auf die britische Insel brachten. Dort lebten Mitte des 17. Jahrhunderts auch ca. 5000 Niederländer in London, welche die Verbreitung des "Tschineiva" zusätzlich unterstützten. Dort allerdings unter dem dann verballhornten Namen „Gin“.

EINE REVOLUTION ALS WEGBEREITER

Nun spielte Ende des Jahrhunderts, 1689, im späten Gefolge des 30-jährigen Krieges, die „Glorreiche Revolution“ gegen König Jakob II. auch eine Rolle in der damaligen Spirituosenwelt, denn der neue Mitregent, König Wilhelm III. von Oranien-Nassau (William of Orange), der auch niederländischer König war, machte Front gegen den Katholizismus und katholische Länder. Er verbot die Einfuhr von französischem Branntwein und erhöhte die Zölle für französische, deutsche und spanische Weine und Spirituosen. Dafür förderte er die inländische Produktion, was 1694 nach einer Steuererhebung auf Bier und Wein und einem Überschuss in der Weizenproduktion (durch Modernisierung der Landwirtschaft) dazu führte, dass „Gin“ (mittlerweile verschiedene, starke Destillate auf Getreidebasis) das billigste alkoholische Getränk in England wurde. Das konnte sich auch die ärmere Bevölkerungsschicht leisten. Es war teilweise billiger als Brot.

GIN CRAZE – VERRÜCKT NACH GIN

Nach seinem Tode führte Queen Anne diese „Spirituosenpolitik“ soweit, dass jedem Engländer erlaubt wurde, „Gin“ selbst herzustellen. Das Monopol der London Guild of Distillers wurde hiermit 1690 gebrochen. Ein Boom an selbstgebranntem „Gin“ war die Folge. Neben Nahrungsersatz wurde er auch zur Erwerbsquelle. Um 1720 brannten und verkauften ca. 25% der englischen Haushalte ihren „Gin“. 7 Jahre später konsumierten 6 Millionen Engländer ca. 5 Millionen Gallonen „Gin“ jährlich. Das kündet von einem verbreiteten Alkoholproblem, bei dem die häufig mindere Qualität der Spirituosen zusätzlich die Gesundheit schädigte. Massive Gesundheitsprobleme und Verelendung der Unterschicht waren die Folge. Die Sterberate überstieg zeitweise die Geburtenrate, die Kindersterblichkeit lag bei 75%. Eine regelrechte Gin-Epidemie hatte sich ausgebreitet. Diese mußte also unter Kontrolle gebracht werden. 1736 setzte man auf Verteuerung und Reduktion der Spirituose mit dem ersten „Gin Act“. Nach diesem durfte Gin nur noch nach vorgegebener Rezeptur mit Lizenz produziert werden, die Brennereien hatten eine Lizenzabgabe von 50 Pfund jährlich zu entrichten, es wurde eine Steuer von 20 Schilling pro Liter Spirituose erhoben und es durfte nur noch eine Mindestmenge von 2 Gallonen verkauft werden. Nun konnten sich nur noch reiche Leute den Gin leisten und die lizenzierten Hersteller reduzierten sich drastisch. Nur 2 davon gab es schließlich noch in London. Einer davon nannte seinen Gin sinnigerweise „Fifty Pounds Gin“ – diesen gibt es bis heute.

AB IN DEN UNTERGRUND

Not macht bekanntlich erfinderisch und die ärmeren Schichten umgingen diese gesetzliche Regelung einfach, indem sie die vorgegebene Rezeptur  abänderten und den somit nicht so ganz unter das Gesetz fallenden „Gin“ illegal weiterhin tranken. Unter diesen Voraussetzungen entwickelte sich eine leicht gesüßte Variante, die unter höchster Geheimhaltung ausgeschenkt wurde: der „Old Tom Gin“. Seinen Namen bekam er vom Erkennungszeichen für illegalen Gin-Ausschank, einer „Statue“ in Form eines schwarzen Katers, der in England „old tomcat“ genannt wird.

AKTIVISTEN GEGEN GIN

1740 lag die täglich konsumierte Menge in der Bevölkerung, inklusive der Kinder, immer noch bei ungefähr einem halben Liter pro Tag. Auch eine weitere Gesetzesverschärfung 1743 änderte daran nichts. Zahlreiche berühmte „Anti-Gin-Aktivisten“ prangerten den Missbrauch und die Folgen an. Darunter waren die Schriftsteller Henry Fielding und Daniel Defoe sowie der Maler William Hogarth.

Erst 1751 mit dem „Tippling Act“, der billigere Lizenzen zuließ, jedoch den Direktverkauf der Brennereien an Endkunden untersagte und „respektable“ Verkaufsräume für mindestens 10 Pfund Miete pro Jahr vorschrieb, sorgte langsam für ein Ende der „Gin-Hysterie“ und steigende Qualität. Missernten machten zudem das Getreide teurer, Bevölkerungswachstum, niedrige Löhne und steigende Lebensmittelpreise taten ihr übriges. Gin wurde zur gesetzlich geschützten und teureren Edelspirituose für die Oberschicht, die Herstellung von sonstigen Spirituosen aus heimischem Getreide wurde zeitweise verboten und die Epidemie war ab 1757 beendet.

ENTWICKLUNG ZUM EDELBRAND

Die Geschichte des Gin als edle Spirituose ging jedoch weiter. Aus dem ehemaligen „Genever“, dann recht undefinierten „Gin“ beziehungsweise leicht gesüßten „Old Tom Gin“ entwickelte sich etwas neues, denn im Londoner Bloomsbury-Viertel und im Vorort Finsbury wurde innerhalb der gesetzlichen Vorgaben von einigen lizenzierten Brennereien weiter an der Rezeptur und an neuen Destillationsmethoden gebastelt. Letztgenannter Ort wurde durch sein besonders reines Quellwasser und eine 4-fach-Destillation in Kupferkesseln zum Geburtsort des „London Dry Gin“. 

Ein kurzer Gin-Hype lebte noch einmal im viktorianischen Zeitalter auf, als um 1840 zahlreiche „Gin Palaces“ entstanden und die in London konsumierte Menge ähnlich hoch war wie 1743. Dieses Mal allerdings mit einer deutlich angewachsenen Bevölkerung von über einer Million Einwohnern.

Heute ist der Gin mit seinem erfrischenden Geschmack und einer Kompatibilität zu Botanicals eine hochwertige Spirituose, die in keiner Cocktail-Bar fehlen darf. Die Hersteller legen großen Wert auf Qualität der Zutaten und Reinheit der Destillation. Auch wenn die medizinische Wirkung vergleichsweise gering ist, wie wir heute wissen, ist die sensorische Wirkung Grund genug, sich hin und wieder für einen Gin pur oder in ergänzender flüssiger Partnerschaft in Martini, Tom Collins oder Gin Tonic zu entscheiden.

 

 

 

Tags: Fachwissen

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