IN WENIGEN SCHRITTEN ZUM KENNER DES EIGENEN GESCHMACKS
Unser Tipp: Taktisches Tasting
Welche Whiskys bei einer Verkostung unter die Lupe genommen werden, hängt von Sinn und Zweck des Tastings ab. Sollen Neuerscheinungen vorgestellt oder bestimmte Geschmäcker bedient werden? Dann zielt die Auswahl oft auf bestimmte Neuerscheinungen, Spezialitäten oder eine gekonnte Mischung ab. Das setzt allerdings voraus, dass die Zielgruppe schon einigermaßen stilsicher ist und über ihre favorisierten Whiskysorten Bescheid weiß und versteht, was in der Ankündigung steht.
WIE FINDE ICH MEINEN LIEBLINGSWHISKY?
Was jedoch, wenn Neulinge erst einmal herausfinden möchten, was ihnen überhaupt schmeckt? Dann wäre es gut, wenn eine gutgeplante Taktik sie möglichst effektiv zum notwendigen Überblick und ihren persönlichen Geschmacksfavoriten führt. Das setzt allerdings eine andere Art Tasting voraus.
VON GROBEN SCHRITTEN ZUM ELEGANTEN SPAZIERGANG
Die Menschen lernen schnell durch eindrückliches, direktes Erleben und Vergleichen. Für eine möglichst schnelle Erkenntnis, welche Whiskysorte dem eigenen Geschmack am nächsten steht, lohnt es sich geschmacksorientiert vorzugehen, also Whisky-Geschmackstypen in kleinen Gruppen von Whiskytypen zu verkosten, deren Unterschied Schritt für Schritt feiner wird. Das erfordert wenige Tastings, jedoch kristallisiert, man könnte schon fast sagen „destilliert“, sich dabei sehr klar und eindrücklich heraus, welche Richtung die richtige ist.
Dieses Vorgehen stellt auch sicher, dass der Einsteiger sich vergleichsweise rasch im passenden Geschmacksbereich bewegt, was die Sache natürlich sehr angenehm gestaltet.
1. FÜR DEN GENERELLEN ÜBERBLICK
Erst einmal rein ins kalte Wasser! STANDARTABFÜLLUNGEN großer Marken stehen meist am deutlichsten für eine bestimmte Charakteristik, hier schmeckt also auch der Neueinsteiger am deutlichsten die Bandbreite der Charakterunterschiede von Whisky. Am Anfang steht also ein Tasting, in welchem die deutlichsten Unterschiede erschmeckt werden. Die 3 Favoriten weisen dann auf die Zusammenstellung der nächsten Tastings.
Zur Auswahl stehen die ausgeprägten Geschmacksrichtungen:
1. mild/ausgewogen
2. fruchtig/süß
3. weinaromatisch
4. rauchig
5. maritim/teerig
2. JEDES TASTING EINE WEGKREUZUNG
Die am meisten favorisierte Geschmacksrichtung wird nun wiederum differenzierter verkostet. Dafür können nach Geschmacksprofil (Beschreibung/Etikett) ähnliche Whiskys verschiedener Hersteller zum Tasting zusammengestellt werden. Nr 2 und Nr 3 im vorigen Geschmacksranking sollten in einer Kombination wieder mit dabei sein.
Die Reihenfolge während des Tastings ist dabei immer von schwach bis stark, um die Sinne durchgehend aufnahmefähig zu erhalten.
1. mild/ausgewogen:
Favorit + mild/fruchtig + mild/sherry + mild/würzig + mild rauchig
2. fruchtig/süß:
Favorit + fruchtig/würzig + fruchtig/holzig + fruchtig/weinaromatisch
TIPP! Innerhalb dieser ersten beiden Typen kann auch der Vergleich BOURBON WHISKEY/ IRISH WHISKEY / SCOTCH SINGLE MALT interessant sein!
3. weinaromatisch:
Favorit + Sherry Cask + Port Cask + Cognac Cask + Triple Cask
4. rauchig (peated)
Favorit + rauchig/sherry + rauchig/holzig + rauchig/torfig + stark rauchig + rauchig/maritim
5. maritim
Favorit + maritim/würzig + maritim/holzig + maritim/torfig + stark teerig
3. ENGERE AUSWAHL DER AROMENQUELLEN
Kleine Unterschiede – große Wirkung! Wie beim vorigen Schritt wird hier wiederum der Favorit innerhalb seines Aromenprofils noch genauer mit seinen Geschmacksgeschwistern verglichen. Die Auswahl zum Vergleich kann hier zum Beispiel umfassen:
• verschiedene Jahrgänge, Reifegrade oder Altersangaben • Finishing oder Fassarten • Getreidesorten • Länder oder Regionen • Spezialabfüllungen, Sondereditionen verschiedener Marken oder Abfüllungen unbekannter kleinerer Brennereien
Beispiel:
Favorit + gleiche Marke 15 Jahre + gleiche Marke 20 Jahre + gleiche Marke Ü25 Jahre Favorit + gleiche Region Sherry Cask + gleiche Region Port Cask + gleiche Region Triple Cask
Nach diesen Whiskysorten-Feintuning weiß der Neueinsteiger ziemlich genau, welches Geschmacksspektrum der Whisky-Welt er am meisten genießen kann. Je mehr neue Aromenerfahrung und -unterscheidung er in seinem Spektrum sammelt, desto feiner werden auch seine Sinne für feinste Aromen geschärft und das Greenhorn wird zum Profi.
