A.H.Riise - NUR EIN NAME ODER MEHR?
Die Namen von Spirituosen sind oft sehr klangvoll und eindrucksvoll. Manchmal stellt sich dabei die Frage, welche Bedeutung hinter einem solchen steckt. Da ist es interessant einmal genau nachzuschauen, die Verbindung zu suchen und schön, wenn tatsächlich ein echter Mensch hinter dem Namen steckt, sei es auch „nur“ einer aus der Vergangenheit.
WAS HAT RIISE MIT RUM ZU TUN?
Eine besonders schmackhafte Sorte Rum von der Insel St. Thomas auf den Britischen Jungferninseln trägt in glänzend geprägten Buchstaben seinen Namen auf der Schachtel, obwohl dieser Name offensichtlich kein britischer ist. Einen weiteren geografischen Hinweis erhält man allerdings vom Vertreiber der Dansk-Vestindisk Rom Kompagni, und folgt man diesem, so landet man bei einem dänischen Apotheker namens Albert Heinrich Riise und der Information, dass die Inseln zu Lebzeiten des Herrn Riise dänische Kolonie waren.
MAL WIEDER EIN APOTHEKER
Dieser Herr Riise reiht sich in die Pioniere der Alkoholhersteller zu medizinischen Zwecken ein. Der 1810 geborene Sohn eines Kaufmanns und Kapitäns, welcher schon früh in einem Sturm ums Leben kam, wurde von seine Mutter aufgezogen, machte erst eine Lehre in einer Kopenhagener Apotheke und studiert später zusätzlich Botanik und Chemie. Die väterlichen Gene machten sich in A.H. mit einem Fernweh nach den Westindischen Inseln bemerkbar, das ihn dazu brachte 1838 die Gelegenheit zu ergreifen, tatsächlich dorthin auszuwandern und in St. Thomas als Apotheker zu arbeiten. Zunächst für eine Ärztegemeinschaft, doch bereits ein Jahr später gründete er mit einem Arzt eine eigene Apotheke. 1843 wurde er deren alleiniger Besitzer, nachdem er seinen Partner ausbezahlen konnte. Auf mehrere Reisen bis nach Nordamerika schaffte er es viele Kontakte zu knüpfen und Verträge abzuschließen. Außerdem sammelte und kultivierte er selbst Pflanzen, speziell aus der Karibik, um sie in seinen eigens entwickelten Rezepturen zu nutzen. Später entwickelte er dabei ein besonderes Rezept für die Herstellung von Rum zum Trinkgenuss, welches auch heute noch dem, der seinen Namen trägt, ein besonders intensives Aroma verleiht.
Die Apotheke lief erfolgreich und wurde für ihr reichhaltiges Sortiment auch auf den umliegenden karibischen Inseln bekannt. Es handelte sich zunächst hauptsächlich um ein Sortiment kosmetischer, medizinischer und haushaltrelevanter Produkte.
ZUCKERROHR – UND MEHR
„Riises Bay Rum“ war zwar eines der ersten besonders erfolgreichen Produkte jedoch entgegen seinem Namen nicht trinkbar sondern eine Art Eau de Toilette. Doch auch mit der Destillation von Rum und Bitter, natürlich erst einmal als Mittel gegen Magenleiden, hatte der ehrgeizige und rührige Apotheker Riise Erfolg. Er exportierte in alle Welt auch bis hin nach Old Europe, speziell Dänemark, wo dieser Rum besonders beliebt wurde und sich als Genussmittel etablierte. „Old St. Croix Brand“, „Riises Guava Rum“ und „A.H. Riise Rum“ hießen seine Marken welche auch bei Ausstellungen und Wettbewerben prämiert wurden. Den ersten Preis 1893 erhielt er während der Kolumbianischen Weltausstellung in Chicago.
ZURÜCK NACH DÄNEMARK
1868 trieben Cholera, Gelbfieber und Pockenepidemien ihn mit seiner mittlerweile großen Familie nach Dänemark. Eigentlich nur für ein Jahr, doch als dieses vorüber war, beschloss die Familie zu bleiben. Die karibische Apotheke wurde einem Schwiegersohn übergeben und Familie Riise ließ sich in einer Villa in Fredriksberg / Kopenhagen nieder, die er in „St. Thomas“ umbenannte. Noch heute hat der Platz diesen Namen obwohl die Villa nicht mehr exisitiert.
NICHT NUR AUSGEZEICHNET IN DER FLASCHE
Albert Heinrich Riise war nicht nur Apotheker und preisgekrönter Spirituosenhersteller sondern ebenfalls Direktor der „Bank von St. Thomas“. Er wurde zum Ritter von Dannebrog, Ritter des schwedischen Ordens von Wasa,1868 zum Justizrat und 1878 zum Etatsråd ernannt. Kein Wunder wurde dieser altehrwürdige dänische Name für eine der aromatischsten Rumsorten beibehalten und darf weiterhin die Flaschen zieren. Auch der Rum darin weißt ein hohes Durchschnittsalter von 25 Jahren auf. In Glas und Gaumen macht er allerdings trotzdem - oder deswegen - die beste Figur. Wer einen Rum sucht, der bei jedem Schluck die Karibik aufleuchten lässt, wird hier fündig.
