Die Engel nehmen sich Ihren Anteil, aus jedem Whisky Fass!
In einem Land, das bekannt für allerlei mystische Erzählungen, wie z.B. „das Monster von Loch Ness“, ist, gibt es natürlich auch die sympathischste Umschreibung für den Schwund an Alkohol und Wasser, welche im Laufe der Lagerung in kleinen Mengen durch die Poren des Holzfasses verdunsten. Der „Angel's Share“ (auch "Angel’s Dram“) als kleiner Tribut an die Geistwesen ringsum – den kann wohl auch der geizigste Schotte gerade so verschmerzen. Immerhin gehört er zur (subtraktiven) Reifung und nimmt dem werdenden Whisky die Schärfe. Tatsächlich werden die Engel in Schottland einigermaßen verwöhnt, denn durch die hohe Luftfeuchtigkeit verdunstet in Schottland tendenziell mehr Alkohol als Wasser, was den Alkoholgehalt im Fass leicht schrumpfen lässt. Die Amerikanischen Engel werden dagegen eher nüchtern gehalten. Durch das trockenere Klima verdunstet in den USA bei der Bourbon-Herstellung eher mehr Wasser, wodurch der Alkoholgehalt im Whiskyfass steigt. Auch die Umgebungstemperatur, der Luftdruck, das Alter, die Art und die Größe des Fasses beeinflussen den Verdunstungsanteil, der 0,5 – 2 % pro Jahr beträgt, worauf durch geregelte Kühlung und Befeuchtung der Lager geachtet wird. Aus einem Hogshead-Fass mit 250 Litern Volumen verdunsten im ersten Jahr also ungefähr 1,25 – 5,0 Liter Whisky, je nach Umgebungsbedingungen. In Großbritannien gibt es zollrechtliche Bestimmungen, die den Verdunstungsanteil in der Whiskyherstellung ausdrücklich auf maximal 2,5 % pro Jahr begrenzen. Vielleicht zählten sich in vergangenen Tagen zu viele Whiskydestillateure zu den Umgebungsbedingungen.
Woran merkt man in der Destillerie, dass es Angel's Share gibt?
Wer als Whisky-Fan einmal eine Destillerie besucht, wird in den Genuss dieses Aromas aus Holz, Feuchtigkeit und Alkohol in der Umgebungsluft kommen und sich den Engeln nahe fühlen.
