COCKTAILGESCHICHTE TEIL 1
Die bunte Welt der Cocktails ist heute aus kaum einer gastronomischen Location oder Veranstaltung mehr wegzudenken. Zunehmend wartet auch der Privatveranstalter zu Familienfesten oder Grillpartys mit einer kleinen Auswahl an bunt-fruchtigen Mixgetränken für seine Gäste auf. Die Beliebtheit dieser Mischungen mit ihrer optischen und geschmacklichen Gefälligkeit macht sie zur Popkultur in der Welt des Spirituosengenusses. Die Entstehungsgeschichte dieser Cocktail-Kultur ist so vielschichtig wie die Zusammensetzung ihrer Ergebnisse und deshalb auch sehr interessant zu entdecken. Wer wissen möchte, wie „der Cocktail“ entstand, braucht nur einen genüsslichen Blick in diesen Blogartikel und seine Nachfolger werfen.
VORGESCHICHTE
Die Geschichte des Spirituosengenusses geht generell auf die Versuche der Menschheit zurück, Einfluss auf das Wohlergehen ihres Körpers zu nehmen. Einmal entdeckt, wurden die dem Alkohol innewohnenden heilenden, betäubenden und konservierenden Wirkungen genutzt und versucht, diese durch Auszüge aus Heilpflanzen zu erweitern und verstärken. Auf diese Weise entstanden viele der heutzutage beliebten Genuss-Spirituosen.
Des Weiteren war die frühe Destillationskunst bis hinein ins 19. Jahrhundert noch sehr grob und erzeugte harte und fuselige Ergebnisse, deren Geschmack durch die Zugabe von Wasser und Süßungsmitteln erträglicher gestaltet wurde.
Die Mischung von Destillaten mit anderen Zutaten ist also schon lange Zeit vor dem Begriff „Cocktail“ entstanden. Old Tom Gin, gewürzte Weine und Quacksalber-Heilelixiere zeugen von der steigenden Popularität angereicherter alkoholischer Flüssigkeiten schon bis zum 18. Jahrhundert.
GEMIXT ODER GETRICKST
Speziell auf dem neuen Kontinent Amerika erblühte die Mischung von Whisky mit Wasser und Zucker, sogenannte „Slings“, in den sich ausbreitenden Drugstores und den daraus entstehenden Saloons Ende des 18. Jahrhunderts. Dieser damalige Whisky hatte eine Verbesserung allerdings auch sehr nötig, denn er war noch eine vergleichsweise rustikal gebrannte Rohversion der heutigen Klasse. Um den Umsatz anzukurbeln, war die Geschmacksverbesserung und ein frühes Lifestyle Marketing zu cooler Entspanntheit in einer wild zusammengewürfelten Gesellschaft, die erst noch zusammenfinden musste, eine pfiffige Methode mit einigem Erfolg.
AUFTRIEB
Dadurch entstand eine sich ausbreitende aromatische Experimentierfreude, welche zu neuen Varianten an Mixed Drinks führte. Honig, Milch und gesüßter Essig fanden sich unter den Zutaten. Anfang des 19. Jahrhunderts war dann einer dabei, den man „Cocktail“ nannte. Dieser war eine Kombination aus dem bekannten „Sling“ mit einer weiteren Zutat, einem Kräuterelixier, dem sogenannten „Bitter“. Diese Zutat aus dem „medizinischen“ Metier sorgte wohl für einen gewissen aufputschenden Zusatznutzen und der Beruhigung des Gewissens. Mit einigem Erfolg, jedenfalls ist diese Kombination der Ursprung des „Cocktail“ und findet sich bis heute im „Old Fashioned“ wieder. Im Jahre 1803 fand sich dazu die erste Erwähnung in einem humoristischen Zeitungsbeitrag, in welchem ein junger Tagedieb von seinem verkaterten Vormittag erzählt:
“11 [Uhr]. Drank a glass of cocktail—excellent for the head… […] Call’d at the Doct’s …—drank another glass of cocktail….“.
Auf diese Weise etablierten sich die Mixed Drinks, inklusive „Cocktail“, die von besonders verwegenen Figuren sogar schon am Morgen konsumiert wurden, bis in die feineren Gesellschaftsschichten. Von dort verlagerte sich der Genuss dann in die spätere Tageszeit und in besondere Ereignisse. Dank der multikulturellen europäischen Einwanderer-Einflüsse in Nordamerika erweiterten sich die Mix-Varianten auch durch weitere Spirituosensorten und bereits 1806 wurde ein „Cocktail“ dann folgendermaßen beschrieben:
„Cock-tail, then, is a stimulating liquor, composed of spirits of any kind, sugar, water, and bitters – it is vulgarly called a bittered sling, and is supposed to be an excellent electioneering potion inasmuch as it renders the heart stout and bold, at the same time that it fuddles the head. […] a person having swallowed a glass of it, is ready to swallow any thing else.“
„Ein Cock-tail ist ein stimulierendes Getränk aus Spirituosen aller Art, Zucker, Wasser und Bitters, wird gemeinhin auch „Bittered Sling“ genannt und soll einen ausgezeichneten Wahlkampftrank darstellen, indem er beherzt und kühn macht und zugleich den Kopf benebelt. […] Wer davon ein Glas getrunken hat, ist bereit, auch alles andere zu schlucken.“
– The Balance, and Columbian Repository, 13. Mai 1806
(Auszug aus WIKIPEDIA)
Wie dieser stärkende „Bittered Sling“ wohl zu seinem Namen kam, wollen wir in unserem nächsten Beitrag beleuchten.
