Wie lange hält Whisky wenn die Flasche einmal geöffnet wurde?
Der neue Trend zum Whisky-Genuss, speziell der Malt-Whiskys mit Aromenvielfalt aus gekonntem Wood-Management, wirft für begeisterte Entdecker die Frage auf, wieviele Flaschen im heimischen Vorrat gleichzeitig für neue Genüsse geöffnet werden können. Welchen darf ich noch, wieviele müssen erst ausgetrunken werden bevor sie „schlecht“ werden? Gerade für die hochwertigen, alten und seltenen Whisky-Kompositionen muß der Genießer durchaus etwas tiefer in die Tasche greifen, da soll natürlich jeder Tropfen die entsprechende Gegenleistung bringen. Eine sehr verständliche Erwartungshaltung. Da kann man schon ins Grübeln kommen angesichts der Tatsache, dass Whisky eben nicht in rauhen Mengen getrunken wird und es einige Zeit dauern kann, bis eine Flasche geleert ist, nach offiziellen Angaben dem geöffneten Whisky aber nur ein halbes Jahr „Haltbarkeit“ zugestanden wird.
Zunächst einmal eine Entwarnung!
Grundsätzlich gilt diese Überlegung nur für geöffnete und teilweise entleerte Whiskyflaschen. Die noch unangetasteten, vollen und dichten Flaschen können durch den hohen Alkoholgehalt und das Fehlen jeglicher Oxidationsvorgänge jahrzehntelang ohne Veränderung überstehen. Vorausgesetzt, sie werden vor Licht geschützt, leicht unter Raumtemperatur und trocken gelagert. Werden geöffnete Whiskyflaschen unter denselben Bedingungen aufbewahrt, sind sie deutlich länger genießbar, als die angegebenen 6 Monate. Die angegebene „Haltbarkeit“ bezieht sich auf den sichersten durchschnittlichen Zeitraum, in dem der Whisky seinen originalen Geschmack beibehält. Dieser beginnt nämlich ab einer gewissen Interaktion mit Sauerstoff und Verdunstung von Alkohol und Aromen, sich zu verändern. Und nur darum geht es, denn Whisky fängt nicht plötzlich an zu schimmeln oder ins „saure“ zu kippen.
Die alleinige Veränderung des Geschmacks lässt weiteren Genuss des geöffneten Whiskys über Jahre zu. Manchem Genießer kommt das sogar entgegen, wenn zum Beispiel Schärfe oder Bitterstoffe als erstes nachlassen und dafür die feineren Aromen besser zur Geltung kommen. Der Whisky-Genuss bleibt spannend, wenn im vorhandenen Bestand immer Neues erschmeckt werden kann. Lediglich die von vornherein besonders rauchigen und torfigen Kandidaten stehen im Verdacht, nach längerem Kontakt mit Sauerstoff und Verdunstungserscheinungen vermehrt unangenehme Aromen hervorzubringen.
Wer jedoch der Geschmacksveränderung seines Lieblings-Whiskys aktiv entgegenwirken möchte, kann außer der Schaffung von perfekten Lagerungsbedingungen noch folgendes tun:
• Den Einfluss von Sauerstoff klein halten, also das Verhältnis von Luft zu Whiskymenge immer deutlich zugunsten des Whiskys halten.
Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
1. Das vorsichtige Einfüllen kleiner Glaskugeln, um den Pegel in der Flasche hochzuhalten.
2. Den Sauerstoff durch Edelgas oder ein Vakuum ersetzen.
3. Whiskyreste in kleinere Flaschen umfüllen.
• Die Zeit des Sauerstoffeinflusses und der Verdunstungserscheinungen begrenzen.
Wenn ersichtlich ist, dass der Luftanteil in der Flasche die Oberhand gewinnt, nicht mehr lange warten – Freunde einladen und den Whisky zusammen in Flaschengrund und Boden genießen. Ein guter Anlass sogar für ein Tasting nach dem Motto: Welcher Whisky bietet den meisten Genuss nach langer Öffnungszeit?
