Woher kommt der Glenmorangie Whisky

GLENMORANGIE, DER WHISKY IN ORANGE

Aus dem schottischen Hochland, einem Gebiet, das schon seit dem Mittelalter eine rege Destillationsgeschichte, meist illegaler Art, aufweist, kommt ein Whisky, dessen Weichheit und Fruchtigkeit schon in seinem Namen mitschwingt wie seine Aromen im Glas und seine Farben in der Flasche. Gegründet 1843 von William Matheson, dessen Bruder John nach ihm die Destillerie übernahm, entwickelte sich die Glenmorangie Distillery Company Limited unter verschiedenen schottischen Besitzern und trotz kurzer Schließung (1931–1935) wegen der amerikanischen Prohibition, erfolgreich. 2004 beschloss Macdonald & Muir, sie mit anderen Brennereien, unter anderem Ardbeg, zu verkaufen. Den Zuschlag erhielt der Konzern Moët Hennessey, der sofort eine Überarbeitung der Produktpalette und des Marketings durchführte. Sie schafften es, das Produktionsniveau zu erhöhen ohne die Qualität der einzelnen Highland Single Malts aus den Augen zu verlieren und den Glenmorangie-Abfüllungen eine herausragende Stellung als meistverkaufte Marke in Schottland zu verschaffen. 

TRADITIONELL GEGENWÄRTIG

Die Glenmorangie-Destillerie liegt hoch oben in Schottland an den ruhigen Ufern des Dornoch Firth, einer Art Fjord an der Nordsee, inmitten der goldenen Gerstenfelder, die an die Royal Burgh of Tain grenzen. Von dieser Umgebung leitet sich auch der Name der Destillerie ab, der übersetzt in etwa "Tal der großen Wiesen" bedeutet. Ursprünglich kaufte der Gründer eine alte Brauerei (Morangie) und nutzte diese mitsamt zweier vorhandener Gin-Stills um Alkohol zu brennen. Die Stills gibt es immer noch und den Wasserbedarf der Brennerei decken bis heute die hauseigenen mineralreichen Tarlogie Springs in den nahe gelegenen Bergen. Zum Schutz der einst heiligen Quellen wurde um diese herum extra eine bewaldete Umgebung aufgeforstet um die Reinheit des Wassers für die "16 Distillers of Tain" zu schützen. Diese alte Bezeichnung sorgt dafür, dass immer 16 Distiller in der Brennerei beschäftigt sein sollen. Mittlerweile machen diese 16 allerdings nur die Herzbesetzung der Herstellung aus. Insgesamt sind über 90 Angestellte für die Glenmorangie Destillerie tätig.

HIGH END IM HIGHLAND

Laut eigener Aussage steckt im Whisky nur Wasser, Gerste, Hefe und Holz. Doch Herzblut, Kreativität und Technik erzeugen beim Whisky-Handwerk einen besonderen Genuss. Zwar mälzt Glenmorangie seit 1977 nicht mehr selbst, sondern kauft das ungetorfte Malz von Murray Firth in Invernesss. Das Getreide wird jedoch aus der Region bezogen und die Maische findet dann in der eigenen beeindruckend glänzenden Mash-Tun aus Edelstahl statt, die bis zu 46.000 Liter fasst. Das Wasser des letzten der drei Waschgänge wird für den jeweils ersten der nächsten Ladung wiederverwendet. Mit dieser nachhaltigen Vorgehensweise wird sichergestellt, dass kein Tropfen des zucker- und stärkehaltigen Saftes (Wort) aus dem gemälzten Getreide verloren geht. Anschließend fermentiert das „Wort“ für 60 Stunden in einem von 12 Fermentationskesseln und wird zu einem 8%igen "Bier" mit frisch-fruchtigem Aroma, welches nun durch Erhitzung den aromatischen New Make freisetzen soll.

Die Glenmorangie Distillery ist vergleichsweise riesig. Nach etlichen Erweiterungen über knapp zwei Jahrhunderte stehen nun sechs Wash Stills und 6 Spirit Stills in der Brennhalle. Es handelt sich um eher kleine Brennblasen, die jedoch eine besondere Höhe aufweisen und mit Öl- und Elektrodampfspulen erhitzt werden. Auch die Form der Brennblasen ist bemerkenswert. Aus den warm glänzenden runden Deckeln der Brennblasen ragt ein langer gerader Hals in luftige Höhen. In diesem kann sich der heiß aufsteigende Alkoholdampf gründlich von den schwereren Reststoffen des Destillats trennen, die wieder nach unten Richtung Kessel fließen. Nur die reinsten und leichtesten Alkoholnebel schaffen es bis ganz oben und sorgen für die fruchtige Glenmorangie-Leichtigkeit. 

EIN AFRIKANER IN SCHOTTLAND

Mit einer Höhe von 5,14 Metern sind die Kessel und Hälse der Glenmorangie Stills die höchsten in ganz Schottland. Die Höhe und Form der Kupferblasen erinnert an ein bestimmtes Tier – nein, nicht "Nessie" – und deshalb hat Glenmorangie ein eigentlich sehr unschottisches Tier als Hausmaskottchen – die Giraffe. Sie taucht sowohl in der Marketing-Kommunikation auf als auch in einem Schutzprojekt, der Giraffe Conservation Foundation, das von Glenmorangie finanziell unterstützt wird.

AM PULS DER ZEIT

Heute liegt die Kapazität der Distillery bei 6 Millionen Litern pro Jahr, die in den Lagerhäusern den letzten aromatischen Schliff in ihren Holzfässern bekommen. Die erste Lagerung erfolgt für 10 Jahre in amerikanischen Ex-Bourbonfässern, meist als first fill. Das Finish erhält der Whisky dann in ausgewählten Sherry- Port- oder Sauternessfässern. Die Fässer werden seit ca. 2010 nur noch 2x belegt. Dies sorgt für intensive aromatische Vielfalt, die der kreativen Experimentierfreude im Hause Glenmorangie entgegenkommt.

Natürlich bietet auch die Glenmorangie Distillery Genießern und Whisky-Fans aus aller Welt die Möglichkeit eines Besuches mit Entdeckung der Produktionsstätten und Verkostung der kreativen Ergebnisse. Auch ein Museum zur Entdeckung der Geschichte des Single Malt, ein Café und Shop laden zum Verweilen ein. Wer Lust hat, bucht besser eine Tour vorab um über den Boden von fast 200 Jahren Whiskygeschichte zu wandeln.